Tour-Nummer: 03 / 2007
In der Musikbox schmachtet Lale Andersen und draußen schmeißt sich der Regen literweise an die Fensterläden. Wir schreiben den 16. Februar 1962, und die Menschen suchen Zuflucht vor der nahenden Sturmflut – dem „Blanken Hans“, wie die Norddeutschen die tosende Nordsee nennen. Plötzlich Aufregung. Das Licht flackert. Draußen dröhnt es wie beim Weltuntergang, und im Fernsehen verkündet der Nachrichtensprecher mit blecherner Stimme: Sturmflutwarnung! Und dann geht alles ganz schnell: Ab in die Rettungskapsel, Glasdach zu, und los geht’s mitten durch die Naturgewalten der tosenden Nordsee – des Blanken Hans.
Vorher auf der Zugfahrt nach Büsum in Richtung „Sturmflutenwelt Blanker Hans“ war noch alles ganz idyllisch: Der Himmel hatte gute Laune, und Nina (4) und Leni (2) waren mit ihren Eltern Christian und Daniela gekommen, um ein bisschen Küstenluft zu schnuppern – auf ihre ganz eigene Art: Nina: „Papa, was ist das da draußen?“ Christian: „Ein Windrad.“ – „Und das?“ – „Nochn Windrad.“ – „Und das?“ – „Nochn Windrad.“ Nina zu Leni: „Guck mal – ganz viele Windratten.“ Und als wir dann in Büsum am Strand ankommen, erkunden die Damen erstmal gemeinsam das Watt („Papi, Papi – ich will auch in den tollen Schleim“).
Und jetzt sitzen wir zwischen projizierten Flutwellen und Lichteffekten. Nach zehn Minuten naht schließlich die Rettung in Gestalt einer freundlichen Dame, die uns beim Aussteigen hilft und die Tür zum „Offshore-Lab“ öffnet. In dieser Forschungsstation gibt’s an interaktiven Bildschirmen und Geräten jede Menge Wissenswertes rund um Klima, Wetter und natürlich Sturmfluten zu entdecken. Und Kinder, denen das irgendwann zu langweilig wird, können sich in die Spielecke „Für kleine Küstenforscher“ zurückziehen.
Und für die Rückfahrt haben wir „Wattwürmer“ (Weingummi) und „Schafkötel“ (Lakritze) eingekauft, von denen auch Nina und Leni nach einer kurzen Eingewöhnungsphase („IIIhhh – Würmer?“, „Was sind Kötel?“) begeistert sind.
Henning Krönigkeit
Ö: Aus Hamburg-Altona und Westerland (Sylt) stündlich mit der NOB nach Heide und ab Kiel z. B. stündlich mit der NOB über Husum nach Heide, von Heide dann jeweils mit der SHB bis Büsum; ab Neumünster mindestens alle zwei Stunden mit der SHB nach Büsum.
Info
Sturmflutenwelt Blanker Hans, Dr.-Martin-Bahr-Straße 7, 25761 Büsum, T. 048 34 / 90 91 35,
www.blanker-hans.de, täglich 10:00 – 18:00 Uhr (letzter Einlass: 17:00 Uhr); Erwachsene (ohne Gästekarte / mit Gästekarte): 10,00 / 8,00 Euro; Familien (o. Gk. / m. Gk.) 28,00 / 24,00 Euro; Kinder (4 bis 15 Jahre) 6,00 Euro; Schulklassen ab 20 Personen: 5,00 Euro pro Person.
Büsum ist zwar nicht Barcelona, aber ohne Stadtplan kann man die richtige Straße doch leicht verpassen. Die handliche Karte vom „Kur und Tourismus Service Büsum“ gibt’s gratis beim „Reise-Service-Center“ im Bahnhof oder im „Gäste- und Veranstaltungszentrum“ an der Promenade.
Die Reederei Rahder bietet für Besucher der „Sturmflutenwelten Blanker Hans“ interessante Kombi-Angebote: z. B. das Kombiticket „Blanker Hans + Seehundbank“. Erwachsene ohne Gästekarte /mit Gästekarte 21,00 / 19,00 Euro). Reetdachpavillon am Ankerplatz, 25761 Büsum, T. 048 34 / 36 12, www.rahder.de.
Wer beim Büsumer Wetter auf Nummer sicher gehen will, ist nach einem Blick ins Internet schlauer: Unter www.buesum.de können Sie nach einem Klick auf „Webcams“ zwischen dem aktuellen Blick auf Hafen, Strand und Fußgängerzone und dem Blick auf den Hauptdeich wählen – und müssen sich dann zwischen Strandkorb und Sofa entscheiden.
Was wäre ein Büsum-Besuch ohne Krabben? Zwischen dem kleinen Museumshafen und den beiden großen Hafenbecken verkaufen die Krabbenfischer ihren Fang des Tages frisch direkt vom Kutter. Geduldige mit geschickten Fingern und viel Zeit kaufen die kleinen Köstlichkeiten wie gefangen.
Wer keine Angst vor Männern mit Augenklappen hat, ist im Erlebnisbad „Piraten Meer“ genau richtig. Südstrand 9, 25761 Büsum, T. 048 34 / 90 91 33, www.piratenmeer.de. Apr.– Okt.: Mo., Di., Do., Fr., Sa. 9:30 – 22:00 Uhr, Mi. 14:00 – 22:00 Uhr, So.- und Feiertage 10:00 – 19:00 Uhr; im Winter kürzere Öffnungszeiten.
Erleben Sie auf der Hamburger Hallig, mit dem Rad auf Eider- stedt, im Watt vor Nordstrand, auf Inline-Skates durch Fried- richskoog, mit der Fotokamera auf Sylt, auf einer Tagesreise nach Tønder, einer Wanderung von Hattstedt nach Husum oder mit der Draisine ab St. Michaelisdonn.