Tour-Nummer: 07 / 2009
Mit Ball- und Kugelsportarten stehe ich von jeher auf Kriegsfuß. Der Ursprung geht schon auf Kindergeburtstage zurück. Während bei allen die Augen glänzten, wenn es zum Minigolf ging, kämpfte ich auf jeder Bahn mit der Peinlichkeit, nie eine Kugel ins Loch zu bewegen. Nun also Boule.
Jeden Montag um 18:00 Uhr weiht Jens U. Schulken auf der Boulebahn im Kurpark von Hohwacht Spielwillige in die Kunst des Boulespiels ein. Das Boulodrome, wie künstliche Bahnen genannt werden, ist eines von zwölf im Kreis Plön. Jede Bahn ist mit einem Schrank ausgestattet, in dem sich alles nötige Spielgerät befindet. Zu dem kann jeder einen Schlüssel erwerben, der den Einführungskurs bei Herrn Schulken absolviert hat. Dieser Schlüssel öffnet die Schränke aller Boulodrome im Kreisgebiet, so ist niemand auf eine bestimmte Bahn festgelegt.
An diesem Sommerabend haben sich mit mir fünf weitere Boule-Novizen auf der Anlage im Kurpark eingefunden. Schnell lerne ich: Beim Boule regiert das Auge, nicht der Verstand. „Man muss die Bewegung fließen lassen und darauf vertrauen, dass das Ergebnis optimal ist“, erklärt Herr Schulken bevor er uns minutiös den Bewegungsablauf beim Legen der Kugel vormacht.
Und schon geht es los. Probewürfe gibt es nicht, wir lernen spielend. Herr Schulken korrigiert freundlich, aber bestimmt. „Die Arme hängen locker von der Schulter, die Wurfhand ist ganz geschlossen. Und: Nicht mehr denken, atmen!“ Das ist mein Stichwort. Ich atme ein, bin die Kugel. Werde gehalten, löse mich, bin schwerelos – und lande direkt neben der Zielkugel. Für den Rest des Spiels schicke ich meinen Verstand baden. Meine Mannschaft gewinnt haushoch. Ich bin geheilt.
Susanne Kollmann
Ö: Mo.–Fr. mit dem Bus Linie 350 von Lütjenburg ZOB nach Hohwacht bis Haltestelle „Berliner Platz“, von dort 100 m in Fahrtrichtung gehen, dann links dem Schild „Hotel Hohe Wacht“ folgen, das Boulodrome befindet sich gegenüber dem Hoteleingang. Letzter Bus nach Lütjenburg 19:20 Uhr.
Info
Deutscher Pétanque Verband: www.petanque-dpv.de.
Je nach Jahreszeit ist ein Mückenschutzmittel angebracht. Mücken lieben die Kombination von Wasser und Bäumen und lenken gemeinerweise vom Spiel ab. Darum: Zedan, Autan oder Ähnliches einpacken.
Wenn die Wassertemperaturen es erlauben, unbedingt Badezeug mitnehmen. Ein ausgedehntes Bad in der Ostsee nach dem Spiel ist der krönende Abschluss für die Sieger und kaschiert die Tränen der Verlierer, www.hohwachterbucht.de.
Holsteiner Küche, Eis und Kuchen bietet das Strandbistro „Tom’s Hütte“ an der Promenade zwischen Flunder und Steilküste gelegen. Dünenweg 6 (am Volleyballplatz), 24321 Hohwacht, T. (043 81) 40 90 09.
„Traumkorb“ nennt das Hotel und Restaurant „Genueser Schiff“ sein Angebot, einen ganzen Tag oder Abend im Strandkorb mit Menü und Service zu verbringen. Seestraße 18, 24321 Hohwacht, T. (043 81) 75 33, www.genueser-schiff.de.
Das „Holstentor-Turnier“ im Travemünder Brügmanngarten ist mit über 1.500 Teilnehmern das größte Boule-Turnier Deutschlands. Es findet jedes Jahr Mitte August statt, der Turniersamstag ist lizenzfrei, www.cdb-lübeck.de.
Ö:Ab Lübeck ZOB oder Hbf mit Buslinie 30 oder der Regionalbahn bis „Travemünde Strandbahnhof“.
Zum Vertiefen von Boule-Regeln und -Techniken auf dem Sofa dient der Ratgeber von Martin Koch „Das Boule-Spiel Pétanque“, 155 Seiten, Weinmann Verlag 2007,
ISBN-13: 978-3-87892-078-6, 15,80 Euro.