9-Euro-Ticket stellt Nahverkehr auf die Probe
Das waren sie nun: drei Monate 9-Euro-Ticket. Etwa 700.000 Tickets wurden in Schleswig-Holstein verkauft. Dazu kommen rund 100.000 Abonnent*innen, Jobticket-Kund*innen und die Studierenden mit Semesterticket. Erste Erkenntnisse aus den Erhebungen, die NAH.SH durchgeführt hat, zeigen: Gefallen hat die einfache und unkomplizierte Nutzung des Tickets, Engpässe im Nahverkehr zeigten einmal mehr, dass Infrastruktur und Angebot ausgebaut werden müssen.
Erwartungsgemäß gab es auf einigen Strecken und zu bestimmten Zeiten sehr volle Züge, vor allem in der Freizeit, an den Wochenenden, auf dem Weg zum oder vom Strand. In einigen Fällen konnten keine Fahrräder mehr mitgenommen werden, manchmal mussten auch Fahrgäste zurückbleiben. Je nach Strecke gab es einen Fahrgastzuwachs von 10 bis 20 Prozent. Insgesamt haben die Verkehrsunternehmen die Situation nach Einschätzung der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (NAH.SH) gut gemeistert.
Der überwiegenden Mehrzahl der Fahrgäste gefiel nicht nur der günstige Preis, sondern insbesondere die einfache und flexible Nutzung des 9-Euro-Tickets: einfach einsteigen und losfahren. Das ergaben Interviews mit Fahrgästen, die die NAH.SH regelmäßig zur Marktforschung führt. Damit möchte NAH.SH genau herausfinden, was die Menschen am 9-Euro-Ticket schätzen, aber auch, was sie vermissen. „Wir haben das 9-Euro-Ticket als landesweites Experiment verstanden und selbst evaluiert“, so Arne Beck, Geschäftsführer der NAH.SH. „Aus unseren Erhebungen lernen wir unter anderem viel für die Gestaltung unseres künftigen Tarifsystems.“
Die Befragungen zeigen aber auch, dass Infrastruktur und Angebot ausgebaut werden müssen. So kritisierten die befragten Nutzer*innen auf einigen Linien fehlende Verlässlichkeit, Ausfälle, Verspätungen und Überfüllungen des Nahverkehrs. Beck dazu: „Fest steht: Die Mobilitätswende kann nicht allein mit einem günstigen Ticket geschafft werden. Wir brauchen deutlich mehr Angebot. Dazu bedarf es einer deutlichen Erhöhung der Finanzmittel durch den Bund.“
Zusammengefasst zeigen die ersten Ergebnisse der Erhebungen: Ein Anschlussticket mit ähnlichen Vorteilen wie die Einfachheit und Flexibilität sowie einem Preisvorteil wäre für viele Fahrgäste wünschenswert. „Wir sollten den Schwung, den das 9-Euro-Ticket dem Nahverkehr gebracht hat, als große Chance verstehen und mitnehmen“, so Beck.
Wer weiter günstig mit dem Nahverkehr in Schleswig-Holstein fahren möchte, kann sich z. B. die Kleingruppenkarte für bis zu 5 Personen ab 2,80 pro Person pro Tag kaufen oder das NAH.SH-Jobticket ab 3,33 Euro im Monat abonnieren.
Infos unter: www.nah.sh