Die Nah.sh Fahrplan-auskunft
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Nur Schulnote 3 für den Nahverkehr

Marktanteil und Nachfrage leicht gesunken – Verbund ermittelt jetzt „Fahrgastpünktlichkeit“ – NAH.SH-Garantie soll ausgeweitet werden

Die schlechte Qualität im Bahnverkehr hat 2017 zu einem Rückgang bei der Zufriedenheit und der Nachfrage geführt. Die anhaltenden Probleme im Bahnnetz West und der Personalmangel bei den Eisenbahnunternehmen verschärfen die Situation in diesem Jahr weiter. Um ein besseres Bild vom täglichen Betrieb auf der Schiene zu erhalten, erhebt die NAH.SH GmbH seit einigen Monaten zusätzlich die „Fahrgastpünktlichkeit“. Das erklärten Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz und NAH.SH-Geschäftsführer Bernhard Wewers bei der Vorstellung der Nahverkehrszahlen für das Jahr 2017.

Im kommenden Jahr soll die freiwillige Entschädigung für Zugverspätungen, die NAH.SH-Garantie, ausgeweitet werden. Außerdem treiben das Land und die NAH.SH den W-LAN-Ausbau im Bahnverkehr voran.

Kunden unzufriedener

Die Ergebnisse der repräsentativen Marktforschung zeigen: Die Schleswig-Holsteiner sind mäßig zufrieden mit dem Nahverkehr. Für das Zugangebot im echten Norden vergaben die Befragten im Schnitt die Schulnote 2,9, für das Busangebot eine 3,0. Die Noten liegen unter den Vorjahresergebnissen (Bahn 2,7, Bus 2,9). Der Trend für das erste Halbjahr 2018 ist gleichbleibend.

Die regelmäßigen Bahnnutzer sind dabei unzufriedener als Nicht- oder Seltennutzer: Pendler bewerteten das Bahnangebot 2017 durchschnittlich mit der Note 3,2, Seltennutzer mit einer 2,7, von Nicht-Nutzern gab es im Schnitt eine 3,1. Anders sieht es bei der Busnutzung aus: Menschen, die mehrmals die Woche oder zumindest gelegentlich mit dem Bus fahren, bewerten den Busverkehr mit der Schulnote 2,7. Diejenigen, die den Bus nie nutzen, vergaben im Schnitt die Note 3,3.

Schwächere ÖPNV-Nutzung im ländlichen Raum

Der Blick in die Regionen zeigt auch, dass die Zufriedenheit mit einer guten Nahverkehrsanbindung steigt: Die in den kreisfreien Städten lebenden Menschen bewerten den ÖPNV besser (Note 2,7), als die in den ländlichen Kreisen (3,1). Dementsprechend nutzten die Menschen in den kreisfreien Städten immerhin bei 12,1 Prozent der Fahrten den öffentlichen Verkehr, in den ländlichen Kreisen sind es nur 4,5 Prozent.

Insgesamt ist der Anteil des Nahverkehrs bei der Verkehrsmittelwahl (Modal Split) mit durchschnittlich 7,2 Prozent im Vergleich zu 2016 (7,6 Prozent) gesunken. Dieser Trend setzt sich im ersten Halbjahr 2018 mit einem vorläufigen Ergebnis von 7,1 Prozent Nahverkehrsnutzung fort. Der Modal Split bezieht sich immer auf den Nahverkehr insgesamt, also auf Bahn und Bus.

Die Nachfrage im Bahnverkehr sank im Jahr 2017 leicht um rund 1,1 Prozent auf 1,792 Milliarden Personenkilometer. 2016 lag sie bei 1,812 Milliarden Personenkilometern. Das Verkehrsangebot war mit rund 25,5 Millionen Zugkilometern 2017 etwas höher als im Vorjahr (25,3 Millionen Zugkilometer). Seit 1996 stieg die Nachfrage im Bahnverkehr im Schnitt um 2,2 Prozent im Jahr.

Pünktlichkeit litt unter Infrastrukturmängeln und Bauarbeiten

Gesunken ist auch die durchschnittliche Pünktlichkeit im Bahnverkehr in ganz Deutschland und in Schleswig-Holstein: Im Jahr 2017 waren im Schnitt 90,6 Prozent der Nahverkehrszüge pünktlich, im Vorjahr waren es 91,4 Prozent. Im ersten Halbjahr 2018 hat die Pünktlichkeit im Bahnverkehr weiter abgenommen, sie lag landesweit bei durchschnittlich nur noch 86,1 Prozent.

Gründe dafür: Die anhaltenden Probleme im Bahnnetz West beeinträchtigen die Qualität stark. Zwischen Hamburg und Sylt sorgen nach wie vor vor allem Fahrzeugengpässe und Infrastrukturprobleme für Verspätungen und Zugausfälle. Dort erreichte DB Regio im Jahresdurchschnitt eine Pünktlichkeit von 79,6 Prozent. Ein weiteres Problemkind ist die RE-Linie 7 Flensburg/ Kiel – Neumünster mit einer Jahrespünktlichkeit von 84,3 Prozent. Gründe für Verspätungen waren auch auf anderen Strecken vor allem Baumaßnahmen, Mängel an der Infrastruktur und an Fahrzeugen.

Zusätzlich zur üblichen Pünktlichkeitsstatistik wertet die NAH.SH GmbH seit einigen Monaten auch die sogenannte „Fahrgastpünktlichkeit“ aus. Für die monatliche Pünktlichkeit übermitteln die Züge bei jeder Fahrt an bestimmten Messpunkten Daten, die zeigen, zu welcher Zeit ein Zug welchen Punkt passiert hat. Aus diesen Daten errechnet sich die durchschnittliche Pünktlichkeit je Monat und Linie. Diese Werte veröffentlicht NAH.SH seit Jahren monatlich auf www.nah.sh.

Bei der Fahrgastpünktlichkeit wird zusätzlich berücksichtigt, wie viele Fahrgäste an den einzelnen Stationen aussteigen. Ein Beispiel: Hat ein Zug der Linie RE 7 zwischen Flensburg und Neumünster Verspätung, wirkt sich das nicht so gravierend aus, weil auf diesem Abschnitt vergleichsweise wenige Fahrgäste aussteigen. Anders sieht es auf dem stark frequentierten Streckenabschnitt Neumünster – Hamburg aus, weil viele Pendler nach Hamburg fahren. Eine Verspätung betrifft hier deutlich mehr Pendler. Die Zahl der von Verspätungen betroffenen Aussteiger wird deshalb bei dieser Auswertung in Bezug zur Pünktlichkeit gesetzt.

Für die Linie RE 7 Flensburg/ Kiel – Hamburg liegt die durchschnittliche Pünktlichkeit im Juni zum Beispiel bei 75,5 Prozent, die Fahrgastpünktlichkeit bei 71,9 Prozent.

Personalmangel: DB streicht Zugverbindungen

Die Personalprobleme in der Branche verschärfen die Situation auf der Schiene in diesem Jahr in ganz Deutschland: Anfang September hatte DB Regio für Schleswig-Holstein angekündigt, wegen fehlender Lokführer einzelne Verbindungen im Bahnnetz Ost mindestens bis zum Fahrplanwechsel im Dezember durch Busse zu ersetzen. Die Nordbahn kämpft ebenfalls seit einigen Monaten mit dem Fachkräftemangel, der auf ihren Strecken auch immer wieder zu Zugausfällen führt.

NAH.SH-Garantie soll erweitert werden

Um Bahnfahrgäste für schlechte Qualität zu entschädigen, wollen Land und NAH.SH die NAH.SH-Garantie im Jahr 2019 ausweiten. Bisher erhalten Bahnnutzer mit Fahrkarten des Schleswig-Holstein-Tarifs, die mindestens 20 Minuten zu spät am Zielbahnhof ankommen, eine Entschädigung in Höhe von 50 Prozent des Fahrkartenwertes. Die freiwillige Entschädigung soll künftig bereits ab 10 Minuten Verspätung gelten. Außerdem möchte NAH.SH die Anträge für die Entschädigung für regelmäßige Nahverkehrsnutzer mit einem Kundenkonto vereinfachen. Technisch und organisatorisch müssen die Anpassungen noch vorbereitet werden. 

WLAN-Ausbau schreitet voran

Die Nachrüstung der Züge in den Bahnnetzen Nord und Ost mit W-LAN kommt gut voran. Mittlerweile sind 15 Lint-Triebwagen und 15 Doppelstockwagen mit W-LAN unterwegs. Im Juli hatten NAH.SH und DB Regio die Ausrüstung der Züge mit der entsprechenden Technologie vereinbart. Seit Mitte August werden die Regionalzüge nun Schritt für Schritt ausgestattet. Bis Anfang 2019 sollen alle 83 Doppelstockwagen und alle 41 Lint-Triebwagen in den beiden Bahnnetzen mit einem mobilen Hotspot für die Fahrgäste unterwegs sein. Die Ausstattung weiterer Bahnnetze soll demnächst in Angriff genommen werden.