Zusatzloks für mehr Betriebsstabilität auf der Marschbahn
Zwei Zusatzloks sollen im Bahnverkehr auf der Marschbahn zwischen Hamburg und Westerland (Sylt) auch künftig für mehr Betriebsstabilität sorgen. Die NAH.SH hat im Auftrag des Landes ein entsprechendes Vergabeverfahren durchgeführt und zwei Lokomotiven der Baureihe 246 vertraglich gebunden.
Der Fahrzeugbereitsteller wird die zusätzlichen Loks mit Beginn des neuen Verkehrsvertrages im Dezember 2025 langfristig an das Eisenbahnverkehrsunternehmen vermieten, das dann die Züge auf der Marschbahn betreibt.
Die 15 für die Marschbahn beschafften Dieselloks der Baureihe 245.2 sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Probleme. Der intensive Betrieb auf der Marschbahn fordert Loks und Wagen außergewöhnlich stark. Die Länge der Strecke, die Betriebsleistung und die Fahrzeuglängen sind für den Nahverkehr eine Besonderheit. Ziel der jetzigen Ausschreibung war es deshalb, mit zusätzlichen Lokomotiven mehr Entspannung ins System zu bringen. Bereits im laufenden Verkehrsvertrag hat das Land in Kooperation mit der DB Regio zwei Hilfsloks im betrieblichen Einsatz. Diese seit 2020 laufende Maßnahme hat sich in der Praxis bewährt. Deshalb möchten das Land Schleswig-Holstein und die NAH.SH diesen Weg weitergehen.
Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen: „Die Zusatzloks haben sich als wirksame Maßnahme für eine bessere Fahrzeugverfügbarkeit erwiesen, um den Betrieb zwischen Hamburg und Westerland zu stabilisieren. Wir möchten diese Qualitätsverbesserung weiter sicherstellen und haben mit der Vergabe die nötigen Vorbereitungen getroffen. Gerade auf einer betrieblich herausfordernden Strecke wie der Marschbahn hat es große Bedeutung, an solchen Stellschrauben zu drehen.“
Vorgelagertes Vergabeverfahren
In einem europaweiten Vergabeverfahren hat die NAH.SH GmbH die Zusatzloks im Auftrag des Landes ausgeschrieben. Drei Unternehmen gaben Teilnahmeanträge ab, mit zwei Unternehmen fanden Verhandlungen statt. Am Ende konnte sich die Havelländische Eisenbahn AG mit ihrem Angebot durchsetzen. Der Zuschlag wurde am 9. Juni erteilt.
Die angebotenen Lokomotiven der Baureihe 246 gehören zur Traxx-Familie von Bombardier und sind hundertfach im Einsatz erprobt, u. a beim metronom. Schwesterloks sind zum Beispiel im Regionalexpressverkehr zwischen Hamburg und Cuxhaven unterwegs. Die Fahrzeuge haben sich also betrieblich bewährt und sind mit den eingesetzten Reisezugwagen voll kompatibel. Ersatzteile sind Serienprodukte, sodass von einer hohen Zuverlässigkeit der Lokomotiven auszugehen ist. Im Gegensatz zu den 15 bisher eingesetzten Marschbahn-Lokomotiven, haben die Zusatzlokomotiven nur einen bahnerprobten Dieselmotor, der auch in anderen Baureihen eingesetzt wird und keinen so hohen Instandsetzungsaufwand erzeugt. Bei den positiven Eigenschaften ähneln die Zusatzloks den Marschbahnloks und können deshalb gut von den Triebfahrzeugführer*innen bedient werden. Das Land wendet über die Vertragslaufzeit von neun Jahren mehr als 9 Millionen Euro auf.
NAH.SH-Geschäftsführer Dr. Arne Beck: „Die Marschbahn ist eine herausfordernde Strecke und die langlaufenden Verkehre mit großen Wagen-Kapazitäten strapazieren die Fahrzeuge sehr. Wir sind froh, dass wir nun eine gute Übergangslösung für die Stabilisierung des Betriebs gefunden haben. Unser Fokus liegt weiter auf der Elektrifizierung der gesamten Strecke, damit wir mittelfristig elektrische Fahrzeuge einsetzen können, die weniger wartungsintensiv und deutlich umweltfreundlicher sind, als Dieselloks – und dazu noch wesentlich schneller beschleunigen und leiser fahren. An diesem Ziel arbeiten wir mit Hochdruck.“
Die Bereitstellung der Zusatzlokomotiven ist eine Vorarbeit zur Neuvergabe der Verkehrsleistung auf der Marschbahn. Der Verkehrsvertrag mit der DB Regio AG läuft noch rund 2,5 Jahre. Die Vergabe für die Verkehrsleistung von Dezember 2025 bis Dezember 2034 wurde am 15. März 2023 bekannt gemacht. Der Bahnverkehr im Netz West auf der Regionalexpresslinie 6 wird mit lokbespannten Reisezugwagen erbracht.